Top-11 der erfolgreichsten Business Models 2021

Bald ist es wieder soweit! Die nächste Fussball-EM steht in den Startlöchern und vom 11. Juni bis 11. Juli 2021 werden die 24 besten europäischen Fussball-Nationalmannschaften bei der EURO 2021 antreten, um den kontinentalen Meister auf Nationalmannschaftsebene zu ermitteln. Ein Novum bei dieser EM wird sein, dass die Spiele in 11 verschiedenen Ländern ausgetragen werden. Und am Ende der vier sicherlich spannenden und aufregenden Wochen wird es wieder heissen: Zeit die Top-11 des Turniers zu küren.

Diese vielen «11en» habe ich mir zum Anlass genommen, auch meine Top-11 aufzustellen. Allerdings geht es bei mir nicht um Fussball, sondern um die Top-11 der erfolgreichsten Business Models.

Als Einstieg möchte ich aber zunächst auf drei grundlegende Fragen eingehen:

 

Was ist ein Business Model?

Ein Business Model (zu Deutsch: Geschäftsmodell) zeigt alle wesentlichen Elemente, die dein Geschäft auszeichnen. Konkret heisst das: dein Angebot an die Kunden, dessen Nutzenversprechen (Value Proposition), und die Art und Weise, wie dein Unternehmen Gewinne erwirtschaftet. Ein Business Model ist eine verkürzte und simplifizierte Beschreibung, welches ein verständliches Bild deines Unternehmens skizziert. Diese vereinfachte Darstellung hilft Partnern, Kunden, Lieferanten und Investoren dich und dein Unternehmen besser zu verstehen. Eine strukturierte Methode, um neue Business Models zu entwerfen oder bereits bestehende zu verfeinern, ist der Business Model Canvas:

Was macht ein Business Model eigentlich “erfolgreich”?

Erfolgreiche Business Models sind nachhaltig, befriedigen Kundenbedürfnisse, sind sinnstiftend für die Gesellschaft und ökonomisch rentabel. Optimalerweise verfügen sie über einen grossen Burggraben (z.B. Patentschutz, Economy of Scale, starke Marke), der sie vor Wettbewerbern schützt.

Warum sind manche Geschäftsmodelle erfolgreich und andere nicht?

Aktuell gelten Business Models besonders erfolgreich, wenn sie überdurchschnittlich wachsen, skalierbar und disruptiv sind. Für derartige Firmen werden an der Börse Unsummen an Unternehmensbewertungen aufgerufen. Aber es gibt wesentlich mehr Aspekte, welche berücksichtigt werden müssen. Die Aspekte gelten sowohl für Start-Ups als auch für grosse multinationale Konzerne.

Damit ein Geschäftsmodell erfolgreich ist oder wird, sollte man sich folgende Fragen stellen und prüfen, ob es ein mögliches KO-Kriterium gibt, dass den Erfolg deines Business Models gefährdet:

  • Ist der Markt für mein Produkt oder mein Service gross genug?
  • Gibt es einen nachhaltigen (d.h. wiederhol- und finanzierbar) Kanal meine Kunden zu adressieren?
  • Braucht es mein Produkt oder meinen Service und löse ich damit ein Problem meiner Zielgruppe (Kunden)?
  • Kann ich einen Lock-in Effekt erzeugen? siehe Nr. 7 in meiner Top-11
  • Gibt es wiederkehrende Umsätze oder kann ich mein Produkt/Service nur ein einziges Mal verkaufen?
  • Gibt es schon etablierte Anbieter, die ein sehr ähnliches Produkt/Service anbieten?

 

“Business Model Innovation does not come from creatives only. It comes from understanding other business models and learning from them.”

Patrick van der Pijl

Top-11 der erfolgreichsten Business Models im Jahr 2021

Kommen wir nun zurück zu den erfolgreichsten Business Models im Jahr 2021 und meiner persönlichen Top-11. Business Models lassen sich in Muster einteilen, welche immer wieder vorkommen und welche von Firmen gezielt eingesetzt werden.  Wir werden an verschiedenen Beispielen sehen, dass ein Unternehmen meist auf mehrere Muster setzt.

Hier nun die Top-11 im Jahr 2021:

1. Supermarket

Der Klassiker – ein Unternehmen bietet ein grosses Sortiment zu erschwinglichen Preisen an. Kunden werden durch die Auswahlmöglichkeit und die erschwinglichen Preise angelockt.

Beispiele: Walmart, Edeka, Aldi, Ikea, H&M, Amazon

Vorteile:

  • Skaleneffekte lassen sich nutzen, d.h. durch die grosse Menge lassen sich gute Preise anbieten, was wiederum weitere Kunden anzieht
  • wenn einmal etabliert, bietet dieses Business Model einen grossen Burggraben

Nachteile:

  • Markteintritt für neue Player ist schwierig, da dies mit sehr hohen Kosten verbunden ist
  • harter Wettbewerb zwischen den verschiedenen Playern auf dem Markt

2. e-Commerce

Dies ist die digitalisierte Erweiterung des Supermarktes. Die Waren werden über Online-Kanäle angeboten, wodurch der Betrieb einer physischen und teuren Filialinfrastruktur wegfällt. e-Commerce kann direkt betrieben werden (Verkauf an Kunden über Ihren eigenen Online-Shop) oder indirekt (Verkauf über einen zur Verfügung gestellten Marketplace z.B. Amazon oder JD.com). Vorteil für den Kunden ist die Convenience, da man alles praktisch und einfach zuhause vom Sofa aus bestellen kann.

Beispiele: Zalando, Amazon, Alibaba, Adidas, Nike

Vorteile:

  • hohe Kosteneinsparung bei der Infrastruktur, welches zu höheren Margen führt
  • für neu eintretende Player ist der Markteintritt leichter, da man bereits mit wenig Geld einen Online-Vertrieb aufsetzen kann
  • Hintergrundprozesse können stark vereinfacht werden (z.B. kann man heute völlig ohne eigenes Lager einen Online-Handel betreiben)

Nachteile:

  • starke Fokussierung auf wenige Firmen (Amazon, Alibaba, JD.com)
  • soziale & gesellschaftliche Verwerfungen (z.B. verschwindende Läden in Innenstädte durch Verlagerung des Konsums in die digitale Welt)

3. Freemium

Wird vor allem im Software-Umfeld verwendet. Beim Freemium gibt es eine Basisversion, welche kostenlos ist und wo sich die Kunden einen sehr guten Überblick über den Leistungsumfanges des Produktes machen können. Es gibt jedoch immer gewisse Abstriche, welche den Kunden, dann zum Kauf der vollumfänglichen Premiumversion bewegen sollen. Beispielsweise bekommt man bei Dropbox 2 Gigabyte Speicher gratis, braucht man aber mehr Speicher oder möchte den Zugriff auf die Daten mit einer grösseren Zahl an Nutzern teilen, benötigt es ein kostenpflichtiges Upgrade.

Beispiele: Dropbox, LinkedIn, Skype, Amazon Web Services, Spotify

Vorteile:

  • Kunden können gratis einen Service nutzen und kennenlernen
  • Unternehmen locken mit Gratisangeboten für ihre Premiumservices

Nachteile:

  • es benötigt genügend zahlungsbereite Kunden, damit auch die Dienstleistungen für die Basisversion querfinanziert werden können

4. Software as a Service (SaaS)

SaaS bezeichnet den Zugang zu einer Softwarelösung, welche ständig weiterentwickelt und immer aktuell ist. In der Regel zahlt man hierfür eine vergleichsweise geringe monatliche oder quartalsweise Gebühr. Früher hat man seine Software einmal gekauft und für mehrere Jahre benutzt, bis ein Nachfolger (z.B. MS Windows, Adobe Photoshop) herausgekommen ist.

Beispiele: Adobe, Microsoft

Vorteile:

  • hohe Kundenbindung und höhere wiederkehrende Umsatzströme, welche gut kalkulierbar sind

Nachteile:

  • Umstieg von dem klassischen Softwareverkauf auf SaaS ist teuer und benötigt eine hohe Kundenloyalität

5. Subscription

Kunden, oder besser Abonnenten, zahlen eine regelmässige Gebühr (z.B. monatlich), um Zugang zu einem Produkt oder einer Dienstleistung zu erhalten.

Während der Kunde meist von niedrigeren Nutzungskosten und allgemeiner Serviceverfügbarkeit profitiert, generiert das Unternehmen einen stetigeren Einkommensstrom. Das Unternehmen hat jedoch die grosse Herausforderung seine Kunden langfristig zu binden, d.h. es muss sich darauf konzentrieren den Nutzen seines Angebotes immer konstant hochzuhalten. Bspw. muss Netflix neuen und spannenden Inhalt produzieren oder McFit muss neue und innovative Trainingsangebote zur Verfügung stellen.

Beispiele: Dollar Shave Club, Microsoft, Netflix, McFit

Vorteile:

  • Kunde hat in der Regel geringere Kosten und hat bei vielen Angeboten auch die Möglichkeit schnell zu kündigen
  • Unternehmen erzielen einen konstanten Einkommensstrom und profitieren oft von der Faulheit ihrer Konsumenten, welche teilweise den Service (z.B. Fitnessstudio) nicht beziehen oder vergessen zu kündigen und fleissig weiterzahlen

Nachteile:

  • Kunden haben schlussendlich eine Vielzahl an Abos und verlieren leicht den Überblick und den damit verbundenen Kosten

6. Digitization

Physisch bestehende Produkte und Dienstleistungen werden digitalisiert. Teilweise werden einzelne Dinge, wie bspw. ein Brief (E-Mail) oder ein Lexikon (Wikipedia) digitalisiert oder es werden ganze Branchen umgekrempelt (z.B. Banken, welche durch disruptive Fintechs bedroht sind). Der Kunde erfährt optimalerweise durch die Digitalisierung keine Nachteile, sondern wird via Convenience-Anreize zur Nutzung der neuen Produkte gelockt.

Beispiele: Wikipedia, Amazon, Onlinebanken (z.B. DKB), Square

Vorteile:

  • Kunden erfahren eine höhere Convenience durch Nutzung der digitalen Produkte
  • Unternehmen sparen Kosten durch automatisierte und digitalisierte Dienstleistungen oder bspw. für Infrastruktur

Nachteile:

  • soziale & gesellschaftliche Effekte: Digitalisierung birgt Gefahr bspw. ältere Menschen abzuhängen oder gewisse Berufszweige überflüssig zu machen

7. Lock-in

Bei diesem Muster sind Kunden so sehr an das Produkt oder die Dienstleistung gebunden, dass der Wechsel des Anbieters mit sehr hohen Kosten & Ressourceneinsatz verbunden ist. Neben monetären Auswirkungen gibt es weitere, wie fehlende Akzeptanz bei der eigenen Belegschaft oder beim Kunden. Arbeitet ein Grosskonzern bspw. schon lange mit Microsoft Office, wird es sehr schwer den Angestellten zu vermitteln, dass man jetzt auf eine andere Software-Lösung wechseln soll. Der Change Management und Schulungsaufwand, welcher hier benötigt würde, ist immens.

Beispiele: Microsoft, SAP, Oracle, Salesforce.com

Vorteile:

  • für die Anbieter, welche mit diesem Muster arbeiten, entsteht ein kontinuierlicher Einkommensstrom

Nachteile:

  • je grösser und komplizierter ein Unternehmen ist, umso schwerwiegender wirkt das Lock-in Muster

8. Flat Rate

Hierbei wird der unlimitierte Konsum zu einem fixen Preis angeboten. Dieser Konsum ist unabhängig vom Volumen oder einer zeitlichen Einschränkung.

Beispiele: Spotify, Netflix, Adobe, SBB

Vorteile:

  • der Kunde hat eine einfache und nachvollziehbare Kostenstruktur
  • Unternehmen erzielen einen konstanten Einkommensstrom

Nachteile:

  • digitale Accounts (Spotify, Netflix, etc.) werden unter mehreren Personen häufig geteilt und führen zu Umsatzeinbussen beim Anbieter

9. Affiliation

Unternehmen vertreiben ihre Produkte via Affiliate-Partner. Diese klassischen Affiliates profitieren meistens von einer Pay-per-Sale-Vergütung. Am folgenden Amazon-Beispiel lässt sich das Affiliation Muster besser verstehen: Eine Bloggerin bewirbt in Ihrem Blog Produkte und verlinkt diese direkt mit einem Angebot auf Amazon. Klickt man nun auf diesen Link und kauft das entsprechende Produkt, vergütet Amazon der Bloggerin diesen Verkauf prozentual.

Beispiele: Airbnb, Amex, Amazon

Vorteile:

  • Unternehmen erhält Zugang zu einem potenziellen Kundenstamm ohne zusätzliche aktive Verkaufs- oder Marketingbemühungen
  • es findet eine nur erfolgsbasierte Vergütung statt, d.h. das Risiko ist sehr gering

10. Ultimate Luxury & Target the Poor

Die Produkte und Dienstleistungen werden auf verschiedene Zielgruppen ausgerichtet. Beim Ultimate Luxury wird sich auf die obere Einkommens- bzw. Gesellschaftsschicht konzentriert. Hohe Qualität, Exklusivität und die Marke stehen im Vordergrund. Dies ermöglicht sehr hohe Preise und Margen. Gegenteil zum Ultimate Luxury ist Target the Poor. Hier wird die untere Einkommens- bzw. Gesellschaftsschicht angesprochen. Es werden mehr Produkte verkauft, aber zu geringeren Preisen und Margen.

Beispiele Ultimate Luxury: Lamborghini, Rolex

Beispiele Target the Poor: Ikea, Denner

Vorteile:

  • zielgerichteter und ganzheitlicher Fokus auf ein Kundensegment inkl. Pricing, Marketing, etc.

Nachteile:

  • einmal für eine Zielgruppe entschieden, kann man nicht ohne Weiteres auf die jeweils andere Zielgruppe wechseln

11. Razor and Blade

Dieses Muster verfolgt den Haken und Köder Ansatz (Bait & Hook). Das Basisprodukt (z.B. Drucker, Rasierer, Kaffeemaschine) wird günstig oder sogar kostenlos an den Kunden abgegeben. Um das Basisprodukt zu nutzen, braucht es regelmässig Betriebsmittel (z.B. Druckerpatrone, Rasierklingen, Kaffeekapseln), welche jedoch vergleichsweise teuer sind und das Basisprodukt querfinanzieren. Basisprodukt und die Betriebsmittel werden so konzipiert, dass eine technologische Abhängigkeit besteht. Bspw. die Nespresso Kaffeemaschine kann nur mir original Nespresso Kapseln verwendet werden.

Beispiele: Nestlé Nespresso, Canon, Amazon-Kindle, Gillette

Vorteile:

  • Kunden können das Produkt für wenig Geld testen, zahlen letztendlich aber mehr über den dauerhaften Bezug der Betriebsmittel

Fazit

Wie bereits erwähnt nutzen Unternehmen mehrere Muster, um ein möglichst erfolgreiches und robustes Business Models zu entwickeln:

  • Amazon: e-Commerce, Digitization, Subscription, Supermarket, Affiliation
  • Dropbox: Affiliation, Digitization, Freemium, Lock-in, Subscription
  • Netflix: Digitization, Subscription, Flat Rate
  • Spotify: Affiliation, Flat Rate, Freemium, Subscription
  • Salesforce.com: Digitization, Lock-in, Subscription

Neben meiner Top-11 der Business Models, gibt es noch eine Vielzahl weiterer Muster. So nutzt die Universität St. Gallen beispielsweise für deren «St. Gallen Business Model Navigator» insgesamt 55 Muster.

Möchtest du weitere Informationen zum Thema Business Models oder bist du an hilfreichen Werkzeugen interessiert, die dich bei deiner Businessplanung unterstützen, dann könnten die folgenden Links nützlich sein: